Schwimmbäder haben es in der aktuellen Zeit nicht leicht. Alleine durch die Corona-Krise haben es die Badbetreiber schwer. Doch was, wenn ein Schwimmbad als „marode“ eingestuft wird? Das lässt sich am Hauptbad in Essen gut erkennen. 

Wenn Schwimmbäder nicht mehr rentabel sind, weil die Sanierungsarbeiten zu teuer sind, bleibt den Betreibern oft nur der Neubau und Abriss des alten Gebäudes übrig. Denn als das Gebäude 1882 unter dem Namen Steeler Chaussee eröffnet wurde, galt es als die Modernste und größte Badeanstalt der Stadt. In den Jahren bis 1927 wurde es immer wieder erweitert und besaß zum Schluss einen Springbrunnen in der Mitte des Hauptbeckens.

Doch im zweiten Weltkrieg wurde das Bad in einem Bombenangriff zerstört. Erst 1954 begann man mit dem Neubau des Schwimmbades, was im Juli 1958 eröffnet worden ist. Bereits 1990 hatte die Stadt Essen das Hauptbad als eines der wichtigsten Bauten der Nachkriegszeit eingestuft. Doch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat diesem Antrag aufgrund der massiven Veränderungen gerade im Eingangsbereich nicht stattgeben. 

Schwimmbad als Sportstätte

Markant ist im Innenraum nicht nur das Sportbecken mit einer Tiefe von 1,90 Metern bis 4,50 Meter und den 1-, 3-, 5- und 7,5-Meter-Brettern, sondern auch die Tribüne neben dem Becken. Diese bot in Spitzenzeiten rund 650 Zuschauern Platz. Dazu befindet sich am anderen Ende der Halle noch ein ein zweites Mehrzweckbecken. Zwischen den beiden Bahnenbecken befindet sich noch ein kleines Nicht-Schwimmer-Becken, was für ausreichend Spaß abseits des Sports gesorgt hat. Allerdings ist das Hauptbad für den reinen Sport ausgelegt, weshalb Wasserrutschen fehlen. 

Für Wettkampfübertragungen war ebenfalls gesorgt. So befinden sich im großen Sportbecken unter der Wasseroberfläche Fenster, die einen Blick in das Becken gewährleisten. Außerdem war eine elektroaktustische Anlage für Rundfunkübertragungen vorhanden sowie eine große Anzeigentafeln am Kopf des Beckens. Seit 1991 war das Gebäude ebenfalls Hauptsitz des Essener Sportbundes e.V. 

Mit Kohle beheizt

Doch das bis 1980 noch mit Kohle beheizte Bad wurde 2008 in einem Bädergutachten des Bundesfachverbandes Öffentliche Bäder als marode eingestuft. Eine Sanierung würde die Stadt Essen rund 13,8 Millionen Euro kosten. Geld, was die Stadt in einem Neubau besser investiert sieht. So wurde vom 28. bis 30. Dezember 2015 noch einmal ausgiebig in dem Bad für einen symbolischen Euro gebadet, bis die Türen am 31. Dezember 2015 endgültig geschlossen wurden.

Am 4. Januar 2016 eröffnete das Turmbad als Nachfolger seine Pforten. Alle Mitarbeiter wechselten in das neue Bad. 

Doch das alte Hauptbad hatte noch eine Chance. Diese fand jedoch ohne Wasser statt. Nach einem Jahr des Leerstands und Sicherung der Badeanstalt hatten 45 Schüler der Frida-Levy-Gesamtschule und der daneben befindlichen  Kindertagesstätte Steeler Straße in dem Schuljahr 2016/17 die Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen. So wurde nicht nur der Innenbereich als Kunststätte genutzt, sondern auch der Außenbereich. 

Schwimmbad wird zum Kunstprojekt 

Im Innenbereich wurden die Schwimmbecken mit Graffitis versehen, an den Bauzäunen befinden sich Papprollen, die den Blick des Betrachters auf die einzelnen Werke lenken sollen. Im Mehrzweckbecken wurden nicht nur Graffitis gesprüht, sondern auch Farbe auf die Fliesen geschüttet. 

Die Fassade wurde ebenfalls neu gestaltet und mit einem riesigen Wal versehen.

Jedoch soll das alte Hauptbad im nächsten Jahr abgerissen werden und an die Stelle soll das neue Bürger-Rathaus gebaut werden. 

*Anmerkung: Diese Tour ist mit freundlicher Genehmigung der Stadt Essen entstanden. 

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