Nein, Journalist zu sein, ist nicht einfach. Besonders, wenn man mit einem Verein eng verbunden ist. Das ist alles andere als einfach. Fans verstehen oftmals nicht, dass man seine Arbeit macht und keine Lust hat, dem Verein zu schaden. Allerdings muss man gerade in der heutigen Zeit auch Kritik zu lassen. 

Journalist vs Fan

Wenn Fans und Journalisten aneinander geraten, hat dies oft mit Unwissenheit zutun. Dann ist guter Rat teuer.

Kritik und Kontrolle. Das sind die Hauptaufgaben von Journalisten und ich habe dazu in letzter Zeit nicht nur einen Blogbeitrag geschrieben. Aber was passiert, wenn man beispielsweise selbst Fan eines (Sport)Vereins ist und diesen jetzt kritisieren muss? Verstehen eingefleischte Fans das? In der Regel nicht. Denn sie stehen zu 100% hinter „ihrem“ Verein. 

Nun hat es einen Vorfall beim VfL Bochum 1848 gegeben, bei dem ein Kollege genau das gemacht hat. Er hat dokumentiert, wie Fans nach dem Sieg gegen Hannover 96 ein Auto von Spielern vor dem Stadion belagert haben und einige von ihnen keine Maske getragen getragen haben. Dieses Fehlverhalten der Fans ist gerade in der aktuellen Situation von öffentlichem Interesse, da es zum einen eine allgemeine Verfügung mit einem Versammlungsverbot gibt und zum anderen eine Maskenpflicht auf Parkplätzen gibt. 

Journalisten dokumentieren Ereignisse

Genau hier liegt der Grund, dass dieses Verhalten dokumentiert wird. Die Fans halten sich nicht an diese Verfügung, begehen eine Straftat. Ein einsamer Security steht daneben und holt sich keine Hilfe, um dieses Verhalten zu unterbinden. Auch hier liegt ein Fehlverhalten des Security, denn er hätte genau in diesem Moment mindestens seine Kollegen zu sich holen oder eben die Polizei dazu holen. 

Nun ist besagter Kollege aus einem Fan-Forum auf Facebook gesperrt worden und ihm wurde vereinsschädigendem Verhalten vorgeworfen. Denn besagter Kollege ist durchaus Fan vom VfL, was auch in der Fan-Szene bekannt ist. Die Fans fanden sein Video auf Twitter nicht witzig, doch er hat hier seinen Job gemacht, was Fans nicht verstehen. 

Auch ich bin schon in die Situation gekommen, meinen Lieblingsverein zu zerreißen. Das hat sich zu diesem Zeitpunkt auf die sportliche Leistung bezogen und gerne habe ich es nicht gemacht. Genauso geht es dem Kollegen, der auch keine Lust hat, Fehlverhalten aufzuzeigen. In diesem Moment mag man seinen Beruf nicht, sondern macht einfach nur seinen Job und weist auf ein Fehlverhalten hin. 

Kein Verständnis für die Arbeit

An diesem Beispiel wird erneut deutlich, dass viele Menschen ein Problem damit haben, überhaupt zu verstehen, wie ein Journalist arbeitet. Stattdessen wird einem vorgeschrieben, wie man seinen Job zu machen hat und das man nur positiv und wohlwollend über Ereignisse berichtet. Man will gerade als Fan auch Einfluss auf den Journalisten nehmen und ihm erklären, wie er seinen Job zu machen hat. Doch damit wird eine Grenze überschritten. 

Neben Fans versuchen auch Vereine, je nach Vorstand, Trainer usw. Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen. Das kommt auch vor. bei zu häufigem, negativen Auffallen der Berichterstattung kann es dazu kommen, dass es Vier-Augen-Gespräche gibt. Hier muss der Journalist dann beweisen, dass er richtig recherchiert hat. In der Regel hat der Kollege korrekt gearbeitet und es wird versucht, ihn anders mundtot zu machen. Das sind dann interne Aussagen wie „Das hast du jetzt falsch verstanden“.

Manch einer möchte dann eine Gegendarstellung. Bei einem Video oder Foto, das ein Fehlverhalten dokumentiert, kann es keine gegeben. Gerade ein Video ist unanfechtbar und deshalb kommt es in diesem Fall zu einem extremen Aufreger. Es ist ein extremer beweis für ein falsches Verhalten und kann sogar strafrechtliche Konsequenzen für die Protagonisten haben. Weniger für den VfL, als für die Fans. Nur so lässt sich die Reaktion  von gewissen Gruppierungen erklären. 

Fehlverhalten hat Konsequenzen

Da man nun Konsequenzen vermeiden möchte, wirft man aus Fansicht, dem Kollegen vor, er hätte das Video nicht veröffentlichen müssen und es mangele ihm an Fingerspitzengefühl. Denn der Verein könne somit seinen möglichen Aufstieg unter Umständen vergessen. Ja, auch die Spieler haben im Auto das Fenster runtergemacht und die Fans haben ihre Köpfe reingesteckt. Es ist also unter Umständen ein Fehlverhalten von beiden Seiten aus zusehen. 

Auch das ist ein teil des Jobs, der gemacht werden muss. Niemand macht das gerne. Somit muss auch damit gerechnet werden, dass es einmal zu negativer Presse kommt. Doch in diesem Fall haben alle Beteiligten Anlass zur Berichterstattung gegeben und müssen sich diese Kritik samt Folgen gefallen lassen.