Keine Disziplin im Reitsport sorgt für so viele Diskussionen über Bilder, wie die Dressur. Und da sind die Kritikpunkte oftmals zu recht angebracht. Was geht und was nicht geht, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst. 

Eine gut gerittene Dressur ist eine Augenweide. Besonders wenn die Richter auch entsprechend bewerten. Leider ist das nicht immer der Fall. In letzter Zeit sind die Bildern, die Online zusehen sind, alles andere als harmonisch, obwohl die Bildunterzeile etwas anderes sagt. Das Pferd hat den Kopf hinter der senkrechten, das Maul ist aufgesperrt, die Zähne sichtbar und es ist ein deutlicher Einsatz von Sporen zu sehen. 

Hinter der Senkrechten und offenes Maul

Dressur

Ein offenes Maul und ein schlagender Schweif zeigen meistens, dass der Reiter in seiner Hilfengebung sehr hart ist und auf Angriff reitet. Ist das Pferd hinter der Senkrechten, dann stimmt das Zügelmaß nicht. Die Reiter haben dadurch das Gefühl, dass sich das Pferd den Zügelhilfen entziehen kann. Doch es entzieht sich dadurch an anderer Stelle wie einem weggedrückten Rücken.

Ein absolutes No-Go sind Bilder, auf denen das Pferd hinter der Senkrechten ist. Es zieht ohne großartige Einwirkung des Reiters den Kopf an die Brust, um sich den Zügelhilfen zu entziehen. Hat das Pferd den Kopf so angewinkelt, kann es, ohne das es wirklich so ist, von diversen Tierfreunden als Roll-Kur bezeichnet. Das Pferd bekommt dadurch schlechter Luft und hat eine schwere Atmung.

Hat das Pferd das Maul offen, kann es verschiedene Gründe haben. Entweder hat der Reiter die Zügel auf Spannung, wirkt sehr deutlich ein oder die Gebisse im Maul sind zu eng. So entstehen Schmerzen für das Pferd. Oftmals sind dann auch die Schneidezähne zu sehen. Das Pferd hat einen angestrengten Gesichtsausdruck und wirkt steif, weil es gegen die Reiterhand arbeitet. Es ist ein Versuch, sich den Reiterhilfen zu entziehen. 

Einsatz der Sporen

Der Sporen soll die Schenkelhilfen unterstützen. Das heißt nicht, dass der Sporen sich in den Bauch des Pferdes einbohrt oder im Dauereinsatz sein soll. Hier hat jeder Reiter ein anderes Modell, was von Pferd zu Pferd unterschiedlich ist. Denn jedes Pferd nimmt die Hilfen anders an.

All diese Dinge sieht man gerade in den höheren Klassen, wenn die Reiter noch genauer und zielgerichteter die Lektionen zeigen wollen. Doch hier ist Ehrgeiz und unbedingter Siegeswillen genauso fehl am Platz, wie Richter die dann nur auf das Gangwerk des Pferdes bewerten. 

Doch wie sehen gute Fotos aus der Dressur aus?

Dressur richtig

Gerade in den Trabverstärkungen sieht es gut aus, wenn das Pferd in der Schwebephase abgelichtet wird. In der Galopparbeit hingegen soll das Pferd aktiv zu sehen sein. Diese Aktivität ist notwendig, um die Dynamik des Sports zu erkennen.

Man muss dabei das Pferd genau beobachten. Hat das Pferd über die Dauer einer Prüfung das Maul aufgesperrt, macht es keinen Sinn, von der Seite zu fotografieren. Es empfiehlt sich dann, frontal oder in der Diagonalen zu fotografieren, sodass man das offene Maul nicht sieht. Doch zu Dokumentationszwecken gehören auch diese Bilder zu dem, was fotografiert werden muss. 

Außerdem muss man darauf achten, wie der Bewegungsablauf des Pferdes ist. Bilder, auf denen das Pferd im Galopp das Gewicht auf der Vorderhand hat, gehen gar nicht. Der Reiter sieht dann so aus, als ob  er auf einem Schaukelpferd sitzt. Auch im Trab sind diese Bilder nicht gut. Es sieht so aus, als würde das Pferd stolpern. 

Bergauf – und Schwebephase richtig erwischen

Das Pferd in der Bergaufphase des Galopps, mit einer Vorhand in der Luft sind schön anzusehen. Im Trab kann die Schwebephase erwischt werden. Die Schwebephase im Galopp hingegen kann auch als Bocksprung interpretiert werden. Generell gilt jedoch, wie bei allen Sportfotos:  Den Höhepunkt der Bewegung zeigen und darzustellen. 

Nun wurde nur das Pferd beleuchtet. Doch was ist mit den Reitern? Es gibt Reiter, die sehen grundlegend so aus, als ob es nur noch regnen würde oder sie ihren vierbeinigen Partner am liebsten in die Wurst schicken würden. In den seltensten Fällen gibt es lächelnde Gesichter. Stattdessen sehe ich angestrengte und konzentrierte Gesichter. Daher mache ich auch gerne mal Bilder, die den Reiter lächelnd und das Pferd lobend nach der Prüfung zeigen. Die Erleichterung steht beiden oftmals nach der Prüfung ins Gesicht geschrieben. 

Was scharf sein muss

Da es bei der Sportfotografie auch um knackig scharfe Bilder geht, ist meiner Meinung nach folgendes zu beachten: Das Auge des Pferde und das Gesicht des Reiters sollen, je nach gewünschtem Motiv, scharf sein. Dafür nehme ich mir, je nach Position des Pferde, das Schulterblatt oder Knie des Reiters als Fixpunkt. Meine Erfahrungen sind damit sehr gut und ersparen einem Zeit bei der Bildbearbeitung. Dadurch müssen nur noch die Tonwerte angeglichen werden. 

Ebenfalls gibt es kein richtiges Bildformat. Wobei ich schon auf Bilder achte, die im Hoch- und Querformat funktionieren. In der Regel wähle ich lieber das Querformat, da sich das auch am Besten hinterher noch als Hochformat zuschneiden lässt. 

Doch ist das Pferd zu frontal, dann wähle ich von mir aus schon das Hochformat, da sonst zu viel Luft im Bild ist. 

Bei der Verschlusszeit kommt es auf die Lichtverhältnisse an. 1/500 ist grenzwertig, aber machbar. Besser ist mindestens 1/1000, um die Bewegung einzufrieren. Dazu kommt eine, den Lichtverhältnissen angepasste ISO sowie Blende. Hier ist jede Kamera unterschiedlich. Die eine rauscht bei ISO 1600, die andere erst ab einem Wert von 10.000.  Hier muss jeder die technischen Voraussetzungen der eigenen Kamera kennen und für sich selbst entscheiden, was er vertreten kann und was nicht. 

Für Bilder aus der Dressur gilt

Do’s:

  • Das Pferd in einer schönen Aufwärtsbewegung oder Schwebephase 
  • Den Kopf des Pferdes vor der Senkrechten
  • Reiterliche Einwirkungen bzw. Hilfengebung darf erkennbar sein
  • Lächelnde Reiter sowie ein lockeres und zufriedenes Pferd (am Gesichtsausdruck zu erkennen)

Don’ts: 

  • Das Pferd auf der Vorhand 
  • Den Pferdekopf hinter der Senkrechten
  • Ein offenes Maul und gefletschte Zähne
  • ein steifes, unflexibles Pferd, was die Lektionen übertrieben durch ein auffälliges Gangwerk präsentiert
  • Sporen, die sich in den Bauch des Pferdes bohren