„Oh, da würde ich auch gerne mal fotografieren“ oder „Es muss so toll sein, da zu fotografieren“. Nachrichten mit diesem Inhalt habe ich in der letzten Woche oft erhalten. Aber was bedeutet es wirklich, beim CHIO Aachen zu fotografieren? Das erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Selfie auf dem CHIO Aachen

Ein Selfie auf dem CHIO Aachen. Ausgestattet mit Leibchen, Kamera, Akkreditierung und Impfnachweis am Handgelenk.

Seit 2015 bin ich nun im Pferdesport unterwegs. Alles hat ganz langsam angefangen und nichts ist erzwungen worden. Aber seit eben diesem Moment habe ich mir eines gewünscht: Einmal auf dem CHIO Aachen akkreditiert zu sein. Entsprechend habe ich lange gewartet und mir einen Namen in der Reitsportszene gemacht. Okay, es kennt mich nicht jeder, muss auch nicht. Aber durch die Menge der Turniere, die ich seit Jahren begleite, habe ich mir einen Ruf erarbeitet.

Und so kam es, dass ich 2018 einfach mal eine Akkreditierungsanfrage nach Aachen geschickt habe. Natürlich mit der Erwartung einer Absage. Aber ersten kommt es anders und zweitens, als man denkt. An diesen Tag erinnere ich mich noch sehr genau. Ich saß im Auto, hatte das iPad auf dem Schoß und schrieb einen Text für die Tageszeitung, als die E-Mail mit der Zusage eintraf. Mehrmals habe ich diese E-Mail gelesen und konnte es trotz mehrfachen Lesen nicht begreifen. Ich hatte tatsächlich die Zusage!

Planung für den CHIO Aachen

Auch sonst musste ich im Vorfeld viel mehr planen, als bei normalen Turnieren. Ich muss schauen, welche Prüfung möglich ist. Natürlich habe ich im ersten Jahr so viel wie möglich mitnehmen wollen, aber die Bilder müssen auch bearbeitet werden. Dafür muss eine XMP – sowie .txt – Datei fertig sein (was genau das ist, erfahrt ihr am 1. Oktober). Es ist schier unmöglich, alles zu schaffen. Das habe ich bereits im ersten Jahr gelernt. Oft habe ich abends noch im Hotelzimmer gesessen und die Bilder fertig gemacht.

Dann kam der nächste Schritt: Sechs Tage Aachen. Da braucht man eine Unterkunft. Das ist zu Zeiten des CHIO nicht einfach. Letztendlich habe ich eine Unterkunft außerhalb von Aachen gefunden, die auch noch erschwinglich ist. Okay, jeden Tag mit dem Auto rüberfahren. Das erscheint auf den ersten Blick erträglich. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, es wird anstrengend und nervig. Etwa zehn Stunden Turniergeschehen und dann noch fahren. Das schlaucht!

Wege muss man kennen!

Okay, dann ging es also ab in die Soers. Wo muss ich mir die Akkreditierung abholen? Wo ist das Pressezentrum? Wie läuft eigentlich der CHIO ab? Ich hatte absolut keine Ahnung! Und wenn man sich auf dem Gelände nicht auskennt, verläuft man sich. Bis ich die Wege im Kopf hatte, hat es gedauert. Mein inneres Navigationssystem ist nicht unbedingt das Beste. Aber es gibt wirklich freundliche Mitarbeiter, die es einem erleichtern. Danke an dieser Stelle.

Als ich das erste Mal am Rasen des großen Hauptstadions gestanden habe, kam eine gewisse Ehrfurcht in mir hoch. Ich hatte es geschafft, mir diesen Traum zu ermöglichen. WOW! Noch immer bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment denke. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, was auf mich zu kommt. Jedoch hatte ich mir im Presseraum einen Platz reserviert. Wie wichtig das sein wird und warum man besser früh da sein sollte, habe ich ein Jahr später gelernt. Denn kein Zettel am Tisch heißt: Hier ist noch Platz.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

2019 bin ich dann aus terminlichen Gründen nicht direkt am Dienstag angereist, sondern erst am Mittwochnachmittag. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Dann waren alle Plätze, bis auf einer bei der SAP-Crew, besetzt. Da fragt man nett nach, ob noch frei ist, platziert den obligatorischen Zettel auf dem Tisch und baut seine Sachen auf.

Generell ist 2019 ein Jahr gewesen, in dem Kamera und Laptop öfters mal gestreikt haben. Es war heiß, stickig und trocken. Der Laptop inzwischen zu alt, als dass man über 100 Bilder in Lightroom einmal auf die Maße für die Agentur binnen weniger Minuten bringen kann. Schnelligkeit war ausverkauft. Der Kamera war es oftmals zu warm. Aber ich kannte nun die Regeln des CHIO. Wo darf ich hin? Was ist wann, wie lange brauche ich für die Wege, wie lange dauert das fertig machen der Bilder und vor allem: Wann muss man da sein? Denn der Verkehr ist nicht ohne.

Noch etwas wusste ich dann nach dem ersten Jahr: WO gibt es etwas zu essen? Für ein gutes Catering ist gesorgt und auf den Akkreditierungen ist in der Regel ausgewiesen, dass man etwas zu essen bekommt. Eigentlich hätte ich in Anbetracht des wirklich guten Essen zunehmen müssen. Habe ich aber nicht. Durch viel Bewegung (mindestens drei Kilometer pro Tag) und einer gesunden, fleischlosen Ernährung habe ich abgenommen. Okay, abends gibt es auf dem Hotelzimmer meistens Fastfood.

Strenge Richtlinien für Fotografen

Zurück zum Arbeiten. Als ich damals zum ersten Mal die Richtlinien für Fotografen gelesen habe, hatte ich Angst. Das hört sich so streng an. Vor Ort gibt es für Fotografen Leibchen mit verschiedenen Orten darauf. „Du darfst über all hin. Kümmer dich nicht um das, was da hinten drauf steht“, hieß es. Gesagt, getan. Nur der eine oder andere Ordner wusste das nicht und hat dann in der Pressestelle angerufen, nachgefragt, ob ich auch wirklich an diesen Platz darf. Eine Angelegenheit, die sich schnell regeln lässt.

Nachdem 2020 aufgrund des C-Wortes der CHIO ausgefallen ist, hatte ich überlegt, dieses Jahr zu fahren. „Ach, eine Akkreditierung bekommst du eh nicht“, habe ich mir gesagt und einfach abgeschickt. Welch ein Irrtum! Ich bekam sie, musste mir also schnell ein Zimmer suchen. Dieses Jahr habe ich auch die Voltigierer mit fotografiert und war beeindruckt.

Aber wie war das noch mal mit dem inneren GPS? Richtig, es ist nicht besonders gut. Ich lief also von A nach B über C und D. Immer auf freundliche und nette Menschen gestoßen, die mir hilfsbereit den Weg zur Halle erklärt haben. Danke an dieser Stelle!  Für die Wege muss man schon Zeit einplanen.

2021 ist deutlich entspannter, als die Jahre zuvor

Generell ist der CHIO dieses Jahr entspannter und weniger stressig gewesen. Zumindest, was die Bedingungen vor Ort angeht. Es waren wenig Zuschauer da, Springen wurde hauptsächlich von der Teilnehmertribüne aus fotografiert. Dressur von der Stehplatztribüne, auch wenn ich mich ab einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich woanders hingesetzt hatte. Der Platz war frei, zu anderen wurde Abstand gehalten. Aber die Maske musste auf den Wegen getragen werden. Kann man mit leben. Hat man sich auch dran gewöhnt.

Auch die Vorbereitung war in diesem Jahr besser. Ich hatte mir bereits sämtliche XMP-Dateien zu Hause fertig gemacht. Die Kopfnummern der Pferde waren schon vor dem Wochenende fertig. Die habe ich nur noch vor der Prüfung abgeglichen und ergänzt. Somit war das zeitaufwendigste schon einmal erledigt. Auch habe ich mir in diesem Jahr meine externe Tastatur sowie Mouse mitgenommen. Beschriften und bearbeiten geht somit schneller.

Gute Arbeitsbedingungen für Journalisten beim Weltfest des Pferdesports

Bilder und Texte sind schneller fertig geworden und auch die Kamera hat gehalten. Am ersten Tag hat es etwas gefisselt, das war es dann auch schon an Regen. Stattdessen gab es Sonne und angenehme Temperaturen. Aber es ist, wie alle Jahre, früh losgegangen und wurde dann abends etwas später als geplant. Der Stress, mit dem Bilder an den Kunden schicken, ist geblieben. Es kommen ja locker, je nachdem, über 1.000 Bilder zusammen. Ebenfalls habe ich dieses Jahr nicht nur eine andere Kamera mit dabei gehabt, sondern auch ein Objektiv, dass eine Brennweite von bis zu 400 mm hat.

Generell kann ich sagen, es gibt kein Turnier wie Aachen. Die Bedingungen für Journalisten sind, trotz einer teilweise extremen Geräuschkulisse im Presseraum, sehr gut. Das W-LAN funktioniert, ist schnell und für den Notfall sind sogar LAN-Kabel an den Tischen. Ja, man kann wirklich gut dort arbeiten.