Wie es ist, als Journalistin bei den FISU World University Games zu arbeiten, darüber schreibe ich in diesem Blog. Eine Sache vorweg: Es handelt sich hier um meine subjektiven Eindrücke und einen kleinen Blick hinter die Kulissen.
Die Rhine Ruhr FISU World University Games sind wohl das größte Sportevent in diesem Jahr. Lange wurde hinter den Kulissen geplant, damit der Ablauf reibungslos klappt. Klappt wirklich alles? Definitiv nicht. Natürlich muss man sagen, dass es nicht einfach ist, so ein Event mit 5.000 Athleten aus 106 Ländern zu organisieren. Für die teilnehmenden Studierenden mag es DAS Ereignis ihres Lebens sein. Für mich als Journalistin ist das eine Großveranstaltung, die an die Substanz geht. Da wünsche ich mir eine reibungslose Organisation, die alles im Griff hat.
Mangelnde Nachfrage nach Services bei den Rhine Ruhr FISU World University Games 2025
Fangen wir einmal von vorne an. Wenn ich nicht im Sport und lokal arbeiten würde, hätte ich von dieser Veranstaltung nichts mitbekommen. Die Medien haben wenig Vorberichterstattung gemacht und auch sonst schien das Event nicht unbedingt auf große Vorfreude zu stoßen, wenn die Deadline für eine Akkreditierung schon um einen Monat nach hinten verschoben wurde. Ich hatte mich kurz vor der ersten Deadline akkreditiert und musste die Verantwortlichen anschreiben, ob ich überhaupt eine Akkreditierung erhalte. Prompt kam die Zusage.
Mit der Akkreditierung kann ich auch gleich weitermachen. Als ich mir meine am Sonntag vor den Spielen abgeholt habe, genügte ein Blick, um festzustellen: Es fehlt ein Bereich, in den ich rein darf. Upps … Entsprechend wurde ich an eine Stelle geschickt, wo die Akkreditierung neu ausgedruckt wurde. Das wurde ohne Probleme gemacht.
Da der Veranstalter bei mir aufgrund anderer Events negativ behaftet ist, geht es mit Pleiten, Pech und Pannen weiter. Während des Fotografenbriefings fragt ein Kollege mit Kamera, ob es einen Hotel-Shuttel-Service gibt. Die Antwort der Veranstalter: „Nein, den haben wir aufgrund mangelnder Nachfrage gecancelt.“ Na, das kann ja was werden, ist mein Gedanke und innerlich bete ich, dass das mit dem ÖPNV klappt, da jeder Journalist auch ein entsprechendes Ticket auf seiner Akkreditierung hat. Eine Sache, die ich im Übrigen gut finde.
Panne bei der Eröffnungsfeier in Duisburg
Um an der Eröffnungsfeier teilnehmen zu können, muss man sich extra akkreditieren, da es sich um eine Hochsicherheitsgeschichte handelt. Habe ich auch gemacht. Es hieß, bis spätestens Mittag am Tag der offiziellen Eröffnung würde man Bescheid bekommen, ob man dabei ist. Bei mir kam weder eine Zu- noch Absage. Also habe ich den Veranstalter angeschrieben, um eine Information darüber zu erhalten. Es kam keine Antwort. Mein Mann hatte die Zusage und fuhr auch hin. Natürlich hat er gefragt, ob ich eine Zusage erhalten habe. Ja, mein Ticket wäre da. Er ruft mich also um 17:15 Uhr an und sagt mir, dass zum einen mein Ticket da liegen würde und zum anderen ich aber nur bis 19 Uhr Zeit habe, es abzuholen.
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Nun hieß es: schnell machen, ins Auto springen, ab nach Wattenscheid fahren und von dort aus mit den Öffis zur MSV-Arena. Ja, es hat alles geklappt. Die Eröffnungsfeier selbst fand ich etwas langwierig, viele Kollegen sind im Innenraum rumgerannt und einige Athleten haben die Veranstaltung frühzeitig verlassen. Es hat auch mit dem ÖPNV geklappt, um nach 23 Uhr zurück nach Bochum zu kommen – aber nur mit einem Schienenersatzverkehr. Dafür kann niemand etwas, aber nervig war es schon.
Ein paar Tage später ging es noch einmal nach Essen. Wir haben mit dem Verantwortlichen gesprochen und gefragt, ob es möglich sei, dass ich ebenfalls eine Fotoakkreditierung bekomme. Ja, es war möglich und so war es möglich, das Ganze noch einmal anders festzuhalten.
Volunteers waren top, Security flop
Was auf der gesamten Veranstaltung aufgefallen ist: Die Volunteers waren super gebrieft, bemüht, jeden Wunsch zu erfüllen und alles möglich zu machen, sodass wir Pressevertreter gut arbeiten können – und zwar in allen Locations. Chaos hat es mit den Security gegeben, die schlecht gebrieft wurden. Sie durften/wollten uns an einigen Stellen, beispielsweise im Lohrheidestadion, nicht durchlassen. Hier hat es unterschiedliche Ansagen gegeben – einmal für die Volunteers und zum anderen für die Security. Wenn es hier unterschiedliche Ansagen gibt, ist das Chaos vorprogrammiert. Besonders, wenn das Team ein anderes ist, als das, was sonst die Veranstaltungen macht.
So hat es mich neben der Jahrhunderthalle, Lohrheidestadion und der Messe Essen nach Hagen, zum Basketball, und zum Badminton nach Mülheim a.d. Ruhr verschlagen. An beiden Orten finden in der Regel die entsprechenden Veranstaltungen dazu statt und so ist auch der Großteil des Teams, der sonst dort ist, auch da gewesen. Die Security wusste, was wir dürfen und was nicht. Es war sehr entspannt. Beide Städte waren meine persönlichen Wohlfühloasen. Kein Stress, nichts. Einfach nur angenehmes arbeiten.
Wenig Zuschauer auf den Rängen
Was gerade am Anfang aufgefallen ist: Es hat wenig Werbung für das Event gegeben. In vielen Städten waren die Ränge oftmals leer. Das hat sich, gerade in Bezug auf Bilder, negativ ausgewirkt. Volle Ränge sind einfach schöner. Für die Athleten ist es ebenfalls schade gewesen. In Mülheim war es recht leer, was verwunderlich ist, da die Stadt mit dem Leistungszentrum die Badminton-Hochburg in Deutschland ist. Am späten Abend war es in Hagen, zu den Spielen von Deutschland und den USA – relativ voll.
Auch die Jahrhunderthalle war zu den Finalspielen voll. Selbst in der Lohrheide wurde es nach und nach voller, wenn auch nicht ausverkauft. Bei der rhythmischen Sportgymnastik haben die Teilnehmerinnen ihre eigenen Fans mitgebracht, sodass zumindest dieser Teil volle Ränge verzeichnen konnte. Taekwon-Do, Turnen oder Fechten hingegen waren schlecht besucht – zumindest an den Tagen, an denen ich da war.
In Hagen habe ich von einer Bekannten erfahren, dass sie erst durch ihre Tochter erfahren hat, dass das Event stattfindet. In der Öffentlichkeit war nichts zu sehen – und das in einer basketballverrückten Stadt wie Hagen. In Mülheim wurde ich beim Bäcker auf meine Akkreditierung angesprochen. Die Verkäuferin hatte auch nichts davon mitbekommen – und das war am Hauptbahnhof. Sehr schade.
Ein Minus von rund 137 Millionen Euro
Am Ende muss man sich die Frage stellen, wie nachhaltig das Event war. Bei 157 Millionen Euro, die hauptsächlich vom Land Nordrhein-Westfalen gekommen sind, sind lediglich 20 Millionen Euro Einnahmen zu Stande gekommen. Da hat der Rucksack mit Block, Maskottchen Wand als Plüschfigur und ein paar anderen Kleinigkeiten auch nicht den Braten fett gemacht. Ich schätze den reinen Warenwert ab Werk auf 20 bis 30 Euro. Das bei rund 950 akkreditierten Journalisten macht nicht so viel aus. Deutlich auffälliger ist die Verpflegung von Journalisten gewesen. Wer jetzt auf Softdrinks gehofft hatte, wurde enttäuscht. Für mich selber ist das nicht das große Problem gewesen. Vielmehr hatte ich ein Problem damit, dass das Catering aus Snacks in Form von Schokoriegeln und Obst bestanden hat. Auch wenn es in der Jahrhunderthalle ein paar Wraps gegeben hat, so waren diese bei einem langen Tag nicht ausreichend.
Schlussendlich kann man sagen: Gut gemeint, aber an den falschen Ecken und Enden gespart. Die finanziellen Einbußen sind aufgrund mangelhafter Öffentlichkeitsarbeit nicht kleinzureden. Wenn das vernünftig angegangen worden wäre, dann wäre der wirtschaftliche Aspekt nicht mit einem ganz so dicken Minus verzeichnet worden. Schließlich wollen die Verantwortlichen ja die Olympischen Spiele im Ruhrgebiet haben. Bleibt nur die Frage: Wo finden dann die Schwimmwettbewerbe statt? Das einzige Bad, was diesen Anforderungen gerecht geworden wäre, stand in Essen und ist schon längst abgerissen.
Für mich selber war es eine anstrengende Zeit. Alles, was man fotografieren wollte, war aufgrund von Prioritäten nicht möglich. Allerdings sind auch neue Sportarten dazugekommen, die ich vorher noch nicht fotografiert habe. Es war eine interessante Erfahrung, die grundlegend ausbaufähig gewesen ist, auch wenn die Tage lang und die Nächte kurz waren. Denn die Bilder müssen trotzdem ja bearbeitet werden.