2019 hat Samu Haber mit Sunrise Avenue das Zeltfestival Ruhr eröffnet. Nun ist der 49-jährige Finne als Solo-Künstler zurück am Kemnadersee. Dabei hat der Finne gezeigt, dass er auch Solo das Publikum abholen kann.
Das Licht ist im großen Sparkassen-Zelt blau, im Hintergrund leuchten die Buchstaben „SH°“ weiß. Gespannt steht Samu Haber mit seiner Band auf der Bühne, nur die Silhouetten sind sichtbar. Dann greift der Finne zur Gitarre und stimmt „Me free my way“ an. Zwar ist Geklatsche zu hören, doch woher das genau kommt, ist nicht hörbar. Klar ist, dass ein Teil im ausverkauften Sparkassen-Zelt tatsächlich mitklatscht. Sie begrüßen den in im finnischen Helsinki lebenden Musiker begeistert.
Samu Haber macht Halt beim Zeltfestival Ruhr 2025
Sein Konzert auf dem Zeltfestival Ruhr am Kemnadersee ist eine von sieben Konzerten, für die Haber im Rahmen der „Summer Tour 2025“ nach Deutschland kommt. Auf der Setlist sind neben insgesamt fünf Songs von Sunrise Avenue fast alle Songs des ersten, englischsprachigen Solo-Albums „Me free my way“ zu finden. Mit „23“ bekommt Haber das Publikum so langsam zum Tanzen. Der Sound und Text des Songs sind optimistisch und fordern auf, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, egal, was auch passiert. Ein wenig Pop, gemischt mit Rock. Leicht zu konsumieren und vor allem eins: radiotauglich.
Mit Sounds für das Radio gemacht geht es weiter. Einer von insgesamt fünf Songs von Sunrise Avenue wird gespielt. „Lifesaver“, ein Song, den Haber für einen Freund geschrieben hat, der sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes gerettet hat, als gar nichts mehr ging. „Meine Damen, meine Herren, wie heißt Memory auf Deutsch?“, fragt Haber das Publikum. So groß habe er das Zelt nicht mehr in Erinnerung gehabt.
Und doch sind die Erinnerungen gut gewesen. „Es gibt Songs, die schreibe ich nur für mich. Manche sollen nicht auf ein Album kommen“, so Haber weiter. In „The Vehicle“ geht es genau um diese Erinnerungen mit Freunden, an eine gute Zeit, die niemand mitbekommt. Also nicht für ein Album bestimmt, aber ein Song, der durch seinen Beat besticht und zum mitmachen, tanzen und klatschen einlädt.
Ein kleiner Schreckmoment und Samu Haber überbrückt gekonnt
Ruhiger wird es erst mit „Who do I“. Doch es kommt zu einer unerwarteten Unterbrechung. Einer Person im Publikum geht es nicht gut und Haber bricht die Akkorde ab. „Geht es dir gut? Brauchst du was zu trinken?“, fragt er den Fan. Auch nach einem Arzt wird gefragt. Weiter geht es erst, als das Okay kommt, dass es der Person besser geht. In der Zwischenzeit spielt Haber den Überbrücker und richtet erneut Worte an sein gemischtes Publikum: „Habt ihr alle genügend Wasser getrunken? Seid ihr alle in Scheißhaus gegangen? Ich weiß, es ist heiß hier drin.“
Nun wird es mit „Hiljaisuus“, im Original von der Sängerin Irina Saari, finnisch. Selbst die Zungenbrecher-Wörter singt das Publikum mit. Was deutlich wird: Dedr Sänger hat Traditionen und eine treue Fan-Basis, die für eine Erheiterung des nicht eingeweihten Publikums sorgen. So findet Haber hochgehaltene Schilder und liest diese vor: „Skinny-Jeans are out of style, Samu. Das stimmt nicht, die kommen wieder“, schmunzelt der Sänger etwas beleidigt. Auch ein fester Bestandteil der Show ist es, dass drei Zuschauerinnen auf die Bühne geholt werden. Diese dürfen bei „Hollywood Heels“ als Backgroundtänzerinnen ihr Können unter Beweis stellen.
Gegen Ende des Konzertes gibt Haber durchgeschwitzt zu: „Ich bin doch etwas älter als 23“. So gibt es noch mit „Fairytale gone bad“, „Seasons“ und „Hollywoodhills“ die verdiente Zugabe. So ist nach etwas mehr als zwei Stunden locker, flockigem Pop-Rock, der zum Tanzen einlädt, Schluss. Die Band bedankt sich beim Publikum, verbeugt sich, das Licht auf der Bühne geht aus und im Zelt an.