Nun ist endgültig Schicht im Schacht. Mit Prosper Haniel hat die letzte Zeche im Revier seine Arbeit eingestellt.

Ein über 200 Jahre Tradition wird eingemottet. Seit etwa 60 Jahren werden im Pott Zechen geschlossen. Zu teuer, zu gefährlich heißt es immer wider. Doch was bleibt?

Der Weg in den Pott und die Vorurteile

Als ich vor sieben Jahren die Entscheidung getroffen habe, ins Ruhrgebiet zu ziehen, sagte meine Mutter zu mir: „Pass auf, wenn du in den Kohlenpott, ziehst. Da steht das Wasser bei Regen auf den Straßen und es säuft ab.“ Absaufen tut der Pott nur, wenn die RAG die Pumpen in den Gruben abstellt. Doch es handelt sich dabei um eine Ewigkeitsaufgabe, damit das nicht passiert. So bleibt es nur dabei, wenn es mal zu stark regnet und der Boden die Wassermengen nicht aufnehmen kann.

„Da ist alles grau und Kohlestaub ist in der Luft“, sagte meine Mutter ebenfalls zu mir. Als ich das erste Mal in Gelsenkirchen mir meine damalige Studentenbude angeschaut habe, stellte ich fest: „Der Pott ist grün.“ Und von Staub in Luft ist keine Spur. Etwas, was mir sehr positiv aufgefallen ist, zu diesem Zeitpunkt habe ich in Gelsenkirchen gelebt. Der Stadt der 1000 Feuer. Aber auch der Stadt der Bergleute, die den FC Schalke 04 in Schalke gegründet haben. In Gelsenkirchen hat mich verwundert, dass die Veltins Arena immer noch als „Auf Schalke“ bezeichnet wird, obwohl die Arena in Buer steht. Aber trotzdem, Knappen und Schalke prägen die Stadt nach wie vor sehr.

Mentalität: Kumpel und Malochen unter sowie über Tage

Man kann sich das gar nicht vorstellen, wie es unter Tage gewesen sein muss. Die Kumpel haben sich kurz und schmerzlos gesagt, was los ist. Aber man hat nicht lange geschmollt. Danach ist man nach der Schicht noch in die Kneipe und zusammen einen getrunken. Oder man hat stattdessen dem Kumpel geholfen, wenn der ein Problem hat. Das sich gegenseitig geholfen wird, ist normal – auch über Tage. In den meisten Ecken zumindest. Klar, direkt und dennoch hilfsbereit. So erlebe ich die Menschen hier. Manchmal fällt es mir dennoch schwer, mit so viel Ehrlichkeit und Direktheit umzugehen. Aber einen Vorteil hat es: hier weiß man, wo man am Ball ist.

Nun ist also eine lange Ära zu Ende. Ich wünsche mir, dass die Menschen im Pott bleiben, wie sie sind. Und, dass die Politik einen Weg findet, die Malocher von unter Tage in andere Stellen, bei denen angepackt werden kann/muss, auch Beschäftigung finden. Denn den Strukturwandel hat man bis jetzt verpennt. Aber die Menschen und die Region selbst haben eine Menge Potential, was auch anders genutzt werden kann.

Also, anpacken und einfach machen. Muss ja.

Text „Steigerlied“

1)
Glückauf, Glückauf! Der Steiger kommt
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
schon angezünd’t, schon angezünd’t.
2)
Hat’s angezünd’t! Es wirft seinen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ’nein, ins Bergwerk ’nein.
3)
Ins Bergwerk ’nein, wo die Bergleut‘ sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
aus Felsgestein, aus Felsgestein.
4)
Der eine gräbt das Silber, der andre gräbt das Gold.
Doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
Doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
dem sein sie hold, dem sein sie hold.
5)
Ade, ade! Herzliebste mein!
Und da drunten im tiefen, finstern Schacht bei der Nacht,
Und da drunten im tiefen, finstern Schacht bei der Nacht,
da denk‘ ich dein, da denk‘ ich dein.
6)
Und kehr‘ ich heim, zur Liebsten mein,
dann erschallet des Bergmannes Gruß bei der Nacht,
dann erschallet des Bergmannes Gruß bei der Nacht,
\“Glückauf, Glückauf, Glückauf, Glückauf\“!
7)
Die Bergleut‘ sein kreuzbrave Leut‘,
denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.

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