Ständig unter Zugzwang? So komme ich mir vor, wenn ich einen Abstecher in die wunderbare Welt von Social Media mache. Dabei sollen die sozialen Netzwerke doch Spaß machen.

Normalerweise versuche ich mit meinem Blog sinnvollen Input rund um die Themen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit zu geben. Doch dieser Beitrag ist anders. Mal abgesehen davon, dass ich momentan nicht hinterherkomme, das Magazin mit Content zu versorgen. Content ist genügend da und muss nachgeholt werden, das steht außer Frage, aber bei gut sechs Monaten? Uff, da hat sich einiges angesammelt.

Besonders auf Instagram gebe ich gerne einmal hier oder da einen kleinen Einblick in mein Leben. Diese Ausschnitte sind sehr bewusst gewählt. Warum kann ich nicht genau sagen. Aber ich möchte den Trend nicht mitmachen, mein Leben in der Öffentlichkeit breitzutreten. Manchmal erhalte ich Nachrichten wie: „Du hast so einen tollen Lifestyle. Das will ich auch.“ Einmal habe ich einfach mal gefragt, warum die Aussage kam. Mit der Antwort hatte ich schon gerechnet: „Du bist immer auf so vielen Veranstaltungen und kommst umsonst rein. Es sieht nicht nach viel Arbeit aus.“

Oje! Wie soll man jetzt jemanden erklären, dass man zwar dort arbeitet, aber Veranstalter von einem erwarten, dass man über sie schreibt? Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Beruf, aber er ist extrem anstrengend und nicht immer fair honoriert.

Ich erkläre es jetzt einfach mal an drei Beispielen:

Wieviel Aufwand ein Konzert ist

Alles fängt eigentlich recht einfach an. Ich finde ein Konzert, was für Auftraggeber interessant sein könnte. Dann kontaktiere ich den entsprechenden Kunden, ob die Geschichte etwas für das Medium ist. Im Fall ja bedeutet das, ich muss dann den entsprechenden Ansprechpartner von der Agentur herausfinden und um Akkreditierung bitten. In der Regel ist es kein Problem, kommt aber immer auf das Management an.

Dann bin ich etwa eine Stunde vor Konzertbeginn in der Halle. Je nach Anfahrt kann das bedeuten, ich bin schon eine Stunde unterwegs und habe bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts verdient. Nur Kosten gehabt. So, ein Konzert mit Vorband und allem Drum und Dran kann locker mit etwa dreieinhalb Stunden kalkuliert werden. Dann noch nach Hause fahren, die Bilder fertig machen (Fotoagentur und für den Kunden) sind etwa noch einmal eine Stunde. Weitere 60 Minuten kommen dann für den Text zustande. Das können bis zu acht Stunden sein.

Auch beim Sport ist es nicht anders. Hier habe ich mir allerdings eine Sache angewöhnt, wenn ich an beispielsweise Eishockey oder Basketball denke: Bilder schon während des Spiels soweit fertig haben, dass zu Hause nur noch der Text geschrieben werden muss. Auch hier gilt: maximal eine Stunde an Weg pro Strecke, dann eine Stunde vorher da sein. Spiel so um die 90-120 Minuten. Danach der den Text fertig machen und ggf. noch den Rest an Bildern. Das sind auch etwa 90 Minuten, bis ein Beitrag fertig ist. Grob gesagt, je nach Strecke kann man auch hier sechs Stunden rechnen.

Beispiel Nummer 2

Wenn der Kunde einen Journalisten beauftragt

Ja, das passiert oft. Dann muss ich auch hier erst einmal E-Mails schreiben. Den Auftrag annehmen und dann die entsprechende Person anschreiben. Hier geht es meistens schneller. Mein Ansprechpartner weiß Bescheid und man findet einen Termin. Ist der Termin dann vereinbart, fahre ich meistens etwa 30 Minuten pro Strecke. Dann versuche ich den Auftrag vor Ort binnen 60 Minuten über die Bühne zubringen. Natürlich darf der Gesprächspartner nicht denken, dass er unwichtig ist. Jedes Anliegen kann eine spannende Geschichte beinhalten.

Ab nach Hause. Dann heißt es: Fotos fertig machen und den Text schreiben. Im Idealfall kann ich den sogar selbst setzen oder veröffentlichen. Hier fällt ebenfalls noch einmal gut eine Stunde an.

Nicht zu vergessen, dass einmal im Monat ein kompletter Tag mit Buchhaltung anfällt. Rechnungen schreiben usw.

Was sich jetzt wie Jammern anhört, ist es aber nicht. Es gibt für mich keinen schöneren Beruf, als den der rasenden Reporterin! Mir geht es lediglich darum, dass man versteht, warum etwas so ist, wie es ist. Und da ich gerne Geld verdiene, um mein Leben selbst finanzieren zu können, arbeite ich gerne. Da müssen dann Sachen wie Social Media, Magazin oder Blog hinten anstehen.

Augen auf, wem man auf Social Media folgt

Noch bis zum Sommer hin habe ich regelmäßig auf Social Media gepostet. Dazu habe ich momentan einfach keine Lust. Wo unterschiedliche Coaches einem weiß machen wollen, dass man nur ihr Angebot braucht, um digital durchzustarten, gerät man unter Zugzwang. Man fühlt sich schlecht, hilflos und lässt sich von den aktuellen Inbound Marketing-Trends einlullen. Jeder will dein best buddy sein, dir helfen. Tatsächlich aber wollen sie nur dein Geld. Ob du selbst Erfolg hast, oder nicht, ist den meisten egal. Ich will sie nicht alle über einen Kamm scheren, denn es gibt wirklich gute Coaches. Und genau das kann einen zermürben.

Ich selbst habe lange Zeit einigen Coaches zugehört, viel Zeit auf Social Media verbracht, mir viel angelesen und alles an gratis Content aufgesogen. Die Stellen, an denen es interessant wurde, haben gekostet. Und das habe ich nicht gemacht. Bücher waren lehrreicher. Manchmal sogar YouTube.

Meine Social Media Learnings

  • Das reale Leben ist wesentlich lehrreicher und schöner, als die Scheinwelt von Social Media
  • Nicht jeder ist im realen Leben so, wie er sich auf Social Media zeigt
  • Inbound Marketing wird sehr gezielt eingesetzt und viele User fallen darauf rein
  • Nicht jeder ist den best buddy
  • Am besten liest man sich selbst viel an, bevor man bei jemandem etwas kauft
  • Immer kritisch hinterfragen: „Bringt mir das wirklich etwas?“
  • Nur du selbst bestimmst, wie oft du postest, wem du folgst und mit wem du interagierst